
Die frisch sanierte Landstraße L141 zwischen Halle (Saale) und Oppin - ohne Radweg. Foto_ Volker Preibisch (ADFC)
Wer Rad fahren will, soll den Bus nehmen
Das Land hat die L141 von Halle (Saale) nach Oppin saniert. Die ursprünglich geplanten Radwege an diesem vielbefahrenen Autobahnzubringer wurden eingespart. Seit Jahren fordert der ADFC für diese wichtige Ausfallstraße eine adäquate Infrastruktur.
Die L141 wurde von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) zwischen Halle (Saale) und Oppin inzwischen fast vollständig saniert. Der ursprünglich geplante Radweg fehlt. Schon 2019 wurde von der LSBB ein Planungsbüro mit der Planung des Radwegs zwischen Ortsausgang Halle und der Autobahnanschlussstelle Oppin beauftragt. Der ADFC hatte schon damals kritisiert, dass kein durchgehender Radweg bis Oppin vorgesehen war. Der Radverkehr solle stattdessen ab der Anschlussstelle auf Umwegen über Maschwitz nach Oppin geführt werden.
Inzwischen ließ die LSBB verlautbaren, wegen Eigentumsfragen ganz auf einen Radwegebau verzichten zu wollen. Schon lange war klar, dass ein Planfeststellungsverfahren notwendig gewesen wäre, um sich die Flächen für einen Radweg sichern zu können. Das wurde aber nie begonnen. Jetzt sind die bisherigen Planungen veraltet und nutzlos, die Steuermittel hierfür wurden verschwendet. (siehe anhängende Drucksache 8/4947, auch online abrufbar).
Der ADFC fragt: Welche Radwege wird die LSBB überhaupt noch bauen, wenn zukünftig Planungen abgebrochen werden, sobald Eigentumskonflikte drohen?
Der Radwegebau der LSBB Süd gerät so zur reinen Glückssache. Dass dies auch anders geht, zeigen die Straßenbauvorhaben der LSBB. Noch nie ist bekannt geworden, dass die LSBB jemals ein Straßenbauvorhaben wegen Eigentumskonflikten aufgegeben hätte. Begreift die LSSB Süd den Radwegebau als fünftes Rad am Wagen?
Seit Jahren stockt der Radwegebau im südlichen Sachsen-Anhalt. Durchgehende Radwege aus dem Oberzentrum Halle in den Saalekreis gibt es fast nirgends. Immer wieder werden Radwege aufgeschoben – wie an der L50 nach Morl, Planungsbeginn war 2017 – oder nur stückweise geplant bzw. realisiert, wie an der L141 und zuletzt an der neuen L159 zwischen Dölau und Salzmünde.
An der L159 soll der im Zusammenhang mit der A143 geplante Bau eines Radweges auf Höhe der Gemeinde Schiepzig enden. Radfahrende werden auf dem restlichen Weg nach Salzmünde in den Mischverkehr auf die Kreisstraße geschickt. Den Anschluss muss die Kommune bauen und finanzieren. Gespart wird bei der A143-Westumfahrung Halle (Kostenschätzung MZ vom 26.03.2024: 700 Mio. Euro) nur beim Radverkehr.
Der ADFC Halle/Saalekreis fordert deshalb die Landesregierung auf, endlich ihren Worten Taten folgen zu lassen und für ein Radwegnetz ohne gravierende Lücken zu sorgen! Dies wäre gerade dort vonnöten, wo Verkehrssicherheit und das Verkehrsaufkommen es am meisten erfordern.
An der L141 ist umgehend die Planung wieder aufzunehmen und das Planfeststellungsverfahren schnellstmöglich einzuleiten. Bis zur Errichtung eines separaten Radweges ist die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 70 zu begrenzen.
Notwendig wäre eine eigene Abteilung Radwegeplanung in der LSBB. Andere Bundesländer machen vor, wie das geht. Damit könnte ein kontinuierlicher und zielgerichteter Ausbau gewährleistet werden. Radwegbau darf nicht immer wieder auf die lange Bank geschoben werden, weil Straßenbauvorhaben vorgehen. Es darf nicht länger sein, dass er nur „in Abhängigkeit der personellen Kapazitäten der LSBB“, d. h. unter Umständen nie, erfolgen wird. Jedes Jahr sind tödliche Unfälle von Radfahrenden auf den Landes- und Bundesstraßen in Sachsen-Anhalt zu beklagen. Zu oft sind fehlende Radwege dafür mitverantwortlich.